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                  Dem Betrachter der Bilder 
                    wird schnell klar, dass es sich bei diesen Fotographien nicht 
                    um bloße Abbildung der Wirklichkeit handelt.  Wenn nicht bei der Ausstellung 
                    schon darauf hingewiesen würde, dass es sich um eine 
                    Fotoausstellung handelt, würden wohl viele glauben, es 
                    handle sich um Gemälde.  Was ist nun der Grund dafür, 
                    dass hier Fotographie nicht als Abbildung der Wirklichkeit 
                    benutzt wird, sondern offensichtlich einem anderen Zweck dient?
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          Das Schlüsselwort, 
            um hinter diese Bilder zu blicken, ist wohl das Wort „Wahrnehmung“. 
            Wir alle sind gewohnt die Dinge so wahrzunehmen, dass man sie wieder 
            erkennt, dass man an Dinge erinnert wird, die man früher schon 
            so ähnlich gesehen hat. (Ein Tisch ist ein Tisch - ein Baum ist 
            ein Baum.)
           Nur was wir so selbstverständlich 
            als unsere Wahrnehmung betrachten ist keinesfalls so selbstverständlich. 
            Dies wird schon am Beispiel eines Autounfalls deutlich. Wenn es mehrere 
            Zeugen gibt, sagt jeder etwas anderes aus und jeder ist sich sicher, 
            seine Wahrnehmung sei die einzig richtige.
           Noch schwieriger wird 
            es, wenn wir die Wahrnehmung unserer Mitgeschöpfe, der Tiere 
            mit einbeziehen. So hat eine Libelle etwa einen Rundumblick von 360 
            Grad und manche Tiere nehmen die Wirklichkeit nur zweidimensional 
            war. Ein Frosch würde seine Sicht der Dinge als einzig wahre 
            betrachten, einem Adler wiederum wäre die Froschperspektive völlig 
            fremd. Er würde sie wohl als verrückt empfinden, während 
            der Frosch die Weltsicht des Adlers für „gänzlich 
            verfehlt“ erklären würde. 
           Die Welt ist also nicht 
            das, was wir von ihr sehen, es gibt nicht eine Wirklichkeit, es gibt 
            viele Wirklichkeiten und alle erheben berechtigten Anspruch auf Wahrheit.
           Mit das Interessanteste 
            im Leben scheint mir zu sein, die eingefahrene, gewohnte Wahrnehmung 
            zu erweitern. Im Laufe eines Lebens verändern sich die Dinge, 
            selbst wenn sie gleich bleiben, weil unsere Sicht auf die Dinge sich 
            verändert hat.
            Nur wie weit und wie intensiv die Dinge sich verändern, liegt 
            auch daran, wie offen wir dafür sind. Wer nur Altes wiedererkennen 
            will, dessen Wahrnehmung wird sich nicht stark verändern und 
            er nimmt sich dadurch die Möglichkeit die Wirklichkeit vielschichtig 
            und in einem immer neueren Licht zu sehen. Er friert sozusagen seine 
            Wahrnehmung ein und reduziert seine Möglichkeiten auf eine einzige. 
            Er will immer nur das Alte im Neuen entdecken .
           Diese Art der Wahrnehmung 
            betrifft nicht nur sein Auge, sondern auch seine ganze Seele. So wird 
            er etwa auch nicht zulassen können, dass ein Mensch sich verändert. 
            Er möchte ihn so haben, wie er ihn früher kennengelernt 
            hat.
           Was hat das Ganze mit 
            meiner Fotographie zu tun? Seit meiner Jugendzeit fotographiere ich 
            und weiß deshalb, wie stark sich meine Sicht auf die Dinge verändert 
            hat. Hatte ich anfangs einige Themen, die mich stark faszinierten 
            (z. B. Wasser – alte Häuser – Makrofotographie) so 
            sind nun die Themen im Alter fast unendlich geworden. Es gibt fast 
            nichts, was bei näherer Betrachtung nicht wert wäre, sich 
            darin zu vertiefen und durch Gestaltung ins Licht des Bewusstseins 
            treten zu lassen. 
           Das verbleibende Leben 
            wird kürzer, die Möglichkeiten aber immer mehr und immer 
            fantastischer. Ich weiß nun, dass ich das was ich sehe , gar 
            nicht mehr mitteilen kann, denn das scheint wohl mein großes 
            Bedürfnis zu sein: „Meine Wahrnehmung der Dinge“ 
            mit-zu-teilen.
           Zurück zu den Bildern 
            der Ausstellung: Seit langem stelle ich fest, dass ein Platz ein Ort 
            eine gewisse Ausstrahlung auf mich hat, die mehr bewirkt als mein 
            Auge sehen kann. Sie dringt sozusagen durch mein Auge in mein Inneres 
            und entfaltet dort seine Wirkung. Das Licht ist nicht mehr punktuell, 
            sondern strahlt, die Erde nicht mehr fest sondern sie vermischt sich 
            mit den Lichtstrahlen und dem Laubwerk der Bäume über ihr. 
            Das was vorher noch fest voneinander getrennt war, erscheint plötzlich 
            grenzenlos. Licht, Erde - und das was dazwischen ist - die Bäume, 
            gehen fließend ineinander über. Das Licht wird von der 
            Erde durchtränkt und die Erde vom Licht. Die Bäume, von 
            der dunklen Erde kommend, zum hellen Licht strebend, werden von beiden 
            zum Leuchten gebracht. Das grüne Laubwerk entwickelt in diesem 
            Licht eine eigene Strahlkraft und erhellt die Dunkelheit. Das leuchtende 
            Weiß der Birken, das sich von der Erde zum Himmel zieht, verstärkt 
            diesen Eindruck noch.
           Alles ist in Bewegung, 
            alles fließt.
           Falkenstein, den 29.09.2007 
            
            (Heinz Glashauser)
           
          Zum Fotographen:
            Heinz Glashauser 
            wurde am 16. 04. 1951 in Schönberg 
            geboren , lebt seit 14 Jahren
            in Falkenstein und ist in 
            Wiesenfelden als Lehrer tätig.
            
            Fotoausstellungen :
            - Regensburg
            - München
            - Weiden 
            - Falkenstein
            - Wiesenfelden
            
            Fotoausstellungen im Schloss Wiesenfelden:
            
            - 2000 „Der Rabe aber sprach.......“
            - 2005 „Steinzeugen im Wald“
            - 2007 „Birken im Licht“